Dissertationsprojekt Anna Dorn

Zusammenfassung des Dissertationsprojekts

Substanzen, Elemente, Vermischungen. (Außer-)Schulische Chemieexperimente und ihre Zeichenrepräsentation (Arbeitstitel)

Verschiedene Forschungen haben in den letzten Jahren die Bedeutung von technischen Artefakten in ganz verschiedenen Bereichen belegt: im privaten Leben, in professionellen Kontexten und in der Technik- und Wissenschaftsforschung selbst. Die Konzentration auf diese Artefakte hat andere Materialitäten (etwa Substanzen, Organismen, Natur) in den Hintergrund treten lassen. Mit der neuen Materialitätsforschung geht diese Dissertation von einem breiteren Materialitätsbegriff aus und untersucht die Rolle von Substanzen und Elementen in (außer-)schulischen Chemieexperimenten sowie ihre Übersetzung in die Schrift der chemischen Gleichung. Die Dissertation untersucht empirisch, wie das Personal der Organisation (Lehrkräfte) und die Insassen der Organisation (Schüler/innen) mit Substanzen, Elementen, Objekten und Zeichen umgehen, welche Bedeutungen ihnen zugeschrieben werden, wie sie in ihrer Wechselwirkung erkannt und diskursiv begleitet werden.

Die mitunter sehr komplexen (außer-)schulischen Chemieexperimente stellen ein Konglomerat aus Handgriffen, Fachwissen, technischen Dingen sowie Substanzen und Elementen dar. Die Dissertation untersucht dieses Zusammen-Wirken und will das Spannungsverhältnis des Agierens und Reagierens mit und durch Substanzen explizieren. Hierzu gehört auch, Substanzen als Hervorbringung durch Darstellung (Rheinberger) zu beobachten, denn durch Farb- und Geruchsänderungen geben sie bestimmte Informationen preis, die durch die Teilnehmer sinnlich erfahren werden. Von besonderer Bedeutung für die Chemieexperimente ist aber auch die Generalisierung durch Zeichen: Die Reaktionsgleichung überführt den flüchtigen Versuch in etwas Gehärtetes, Überprüfbares und Diskursfähiges. Die Substanzen und ihre Reaktionen werden in Zeichen und Symbole transformiert, an die weitere Experimente anschließen können. Die Dissertation schließt theoretisch an die Social Science of Teaching and Education sowie an die neuere Materialitätsforschung und ihren Praxisbegriff an.