Arbeitsbereich Wissens- und Bildungssoziologie, Qualitative Methoden

Forschung am Arbeitsbereich

Die wissenssoziologische Forschung am Arbeitsbereich Wissen | Bildung | Qualitative Methoden untersucht Wissensaktivitäten und Wissensprozesse in verschiedenen Bereichen moderner Gesellschaften: Bildung, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Kunst, privates Leben und Technologie. Im Zentrum stehen dabei Fragen nach dem Verhältnis von Sozialität und Wissen, von Praxis und Materialität des Sozialen sowie von Alltagsannahmen und (angewandt-) wissenschaftlichen Theorien. Mit dieser Forschung steht somit dasjenige Wissen im Fokus, das sich in den (alltäglichen) Praktiken, in Stimmungen und im Engagement der Teilnehmer zeigt: als sachliches Wissen in der Verwendung von ganz unterschiedlichen materiellen ‚Wesen‘ (Boltanski); als angewandt-wissenschaftliches Wissen, das organisationale Praxisfelder und Verfahren formatiert, und als personenbezogene Vermögen des Kennens und Könnens. Konzeptionell bezieht sich diese Forschung u.a. auf den Pragmatismus, die Phänomenologie und Praxistheorien, auf Theorien des Materiellen und Technischen, auf Mikro-, Wissens- und Kultursoziologien. Angestrebt wird eine starke Empirie, die ihre je spezifischen Felder erkundet und daraus ihr analytisches und theoretisches Potential entfaltet, mit dem sie soziologische Annahmen und Theorien ergänzt und irritiert. Diese kulturtheoretisch inspirierte Wissenssoziologie, wie sie hier vertreten wird, bettet Wissen in den situierten praktischen Vollzug ein und damit in Aktivitäten des Aktualisierens, des Vergessens sowie in das Hantieren mit und den Gebrauch von Zeichen, Objekten, Substanzen, Organismen etc. In Bezug auf die Rolle materieller Wesen verfolgt sie eine Perspektive, die sich als ‚Sozialität und Praxis mit Dingen‘ (Knorr Cetina) bezeichnen lässt, die auch die Formatierung der Praxis durch materielle Welten und organisatorische Verfahren einschließt. In Bezug auf die Bedeutung des Humanen nimmt sie eine Perspektive ein, die Bewertungen, Kategorisierungen und Annahmen über Menschen und Humanoide als voraussetzungsvolle soziale Akte ernst nimmt und deren Wirkmächtigkeit und Objektivierung untersucht. Eine solche Wissenssoziologie stellt somit nicht nur auf die sprachlich-kommunikative Repräsentation sozio-individueller Bewusstseine ab, sondern bezieht u.a. menschliche Körper und technische Artefakte, Medien und Repräsentationen, Imaginationen und Emotionen/Affekte für den Vollzug und die Geltung von Praxis und Wissensaktivitäten konzeptionell mit ein. Wissen kann – diesem Verständnis zufolge – nicht einfach ‚gehabt’ werden, sondern ist Bestandteil einer sozio-materiellen Praxis, die u.a. durch Konzepte und Alltagstheorien, leibliche Erfahrungen und technische Dinge konstituiert ist. Damit behauptet diese Wissenssoziologie nicht nur, dass soziale Wirklichkeit von Teilnehmern fabriziert wird, sondern dass auch die Felder oder Organisationen, in denen diese Praxis stattfindet (etwa Schulen, Kirchen, Labore, Banken etc.), fabrizierte Welten sind, die Menschen und materielle Wesen auf je spezifische Weise ins Verhältnis setzen.